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Emmi´s zweiter

Na das ist ja ‚ n Ding:

Indien hat geschafft, was überhaupt noch niemand geschafft hat – ich wollte Kekse essen, habe mir extra welche mit Schokolade ausgesucht und was passierte? Ich stellte fest, sie schmecken nicht.  EIN kleiner Keks und finito, Bedarf stärkstens gedeckt. Also ist Indien für mich in Bezug auf meine Kekssucht sehr heilsam 🙂

Nach ca. 14 Stunden Busfahrt – in einem sogenannten Sleeper – sind wir Gott sei Dank heil in Goa, Vagator, angekommen. Ich stelle die These auf, dass von 10 Frauen EINE solche Busfahrt mitmachen würde, wüßte sie im Vorhinein, was auf sie zukommt. Es war keine normale Fahrt, nein, es war eine Rüttel- und Schütteltour mit Hopseinlagen, durch Schlaglöcher und Fahrstil des Fahrers verursacht. Ab und zu Stop, um die indischen WC kennen zu lernen und frische Luft zu schnappen. Hier in Goa am arabischen Meer ist welche, wofür ich dankbar bin. Schon so viele Gerüche habe ich aufgenommen, auch bestialischen Gestank. Die Wenigsten waren Europäer in dem Sleeper, der nur eine Stunde Verspätung hatte und ich die Geduld in Person :-). DAS muss ich unbedingt beibehalten.

Ich bin heute den 4. Tag hier und mich beschäftigten bis zur Ankunft in Goa primär Bürgersteige (noch einige Fotos im Nachgang) und Müll und wie die Menschen darin leben.

Wie sagte mein Sohn früher zu Schulzeiten (auf die Rechtschreibung bezogen): „Trenne niemals Müll, denn er hat nur eine Silbe“, irgendwie müssen die Inder diesen Satz verinnerlicht haben. Eine Bekannte, die gerade vor mir da war, meinte: “ Wie schön könnte dieses Land sein,  wenn jeder Inder täglich eine halbe Stunde aufräumen würde. “ Ich kann ihr nur Recht geben. Auf der Fahrt sah ich noch soooo viel von Mumbai, das Leben pulsiert dort rund um die Uhr. Unaufhörlicher Lärm durch Hupen von Tuk Tuks und Autos, Handelsstände en masse, ganz erbärmliche Stände, dann auch wieder welche, wo der Europäer sich wohl fühlt. Schlafende Menschen auf den Bürgersteigen, ärmliche Hütten, in denen die Menschen wohnen, daneben halbe Paläste. Trotz Armut schillert Mumbai, Lichter in allen Farben und Variationen auch en masse.

Irgendwann kann ich nicht mehr gucken, weil ich so müde bin, aber an Schlafen ist auch nicht zu denken, weil ich immer mal wieder durch die Gegend fliege und mich ganz schön stoße. Dann nicke ich doch ein bisschen ein. Plötzlich werde ich wieder wach durch lautes Gerufe des Beifahrers und Klopfen mit einem Stock an die metallenen Kabinengestelle. Das Szenario erweckt in mir die Vorstellung, so muss sich wohl ein Vieh fühlen, das von seinem Hirten getrieben wird. Manchmal drangen bestialische Gestänke in den Bus, mit dem wir ca. 600 km durchs Land, auch über die indische Autobahn gefahren sind.

Goa, wir sind im Dorf Vagator, ist überhaupt nicht mit der 18-Millionen Stadt vergleichbar. Es liegt im südlichen Indien und scheint immer noch Hippie-Insel zu sein. Hier kann ich endlich frische Luft atmen und das arabische Meer sehen. Das ist erholsam und superschön. So wie an der Ostsee die Möwen kreisen, sah ich hier Adler kreisen. So viele Adler auf einem Haufen sah ich noch nie. Nicht einmal während meiner Ferienarbeit als Schülerin im Tierpark, wo ich mitunter in der „Vogeltour“ eingeteilt war und solche Angst vor den Adlern hatte, weil ich sie aus nächster Nähe erlebte und respektvoll ihre Krallen begutachtete. Geschweige in freier Natur. Diese kreisenden Adler erinnerten mich an eine Situation in Mumbai. Dort sahen wir kreisende Geier und ich fragte mich ob wir vielleicht gerade in einem Gebiet sind, in dem die Parsen ihre Himmelsbestattung praktizieren. Solche Gebiete gibt es in Mumbai. Die Toten werden auf Dächern oder in „Türme des Schweigens“ platziert und dann den Geiern zum Fraß überlassen. Manchen Gestänken nach halte ich es durchaus für möglich solche Gebiete zu Fuß durchquert oder mit dem Bus durchfahren zu haben. Aber jetzt bin ich in Goa. Hier ist es entspannend. Viele Nationalitäten treffen hier zusammen. Hier wird gehandelt, gekifft, entspannt, Goa ist auf Touristen eingestellt. Für mich ist der Anblick neu, am Meer, am Strand Kühe zu sehen. Diese Heiligen Kühe faszinieren mich und ich werde mich ein bisschen mit den Hindus beschäftigen. Indien fängt an mir zu gefallen. Jetzt werde ich die Menschen etwas beobachten. In Afrika hatte ich oft den Eindruck, diese Menschen sind glücklicher als wir – von allen möglichen Umständen gehetztes und unter Druck gesetztes – oder uns unter Druck setzen lassendes – Volk. Und hier scheinen mir die Menschen entspannt, doch das ist ein kleiner, erster Eindruck. Gestern waren wir noch in Anjuna auf dem Trödelmarkt. Das machte Spaß. Es ist ein schönes, entspanntes, interessantes Ambiente. Direkt am Meer. Am Strand ist alles vorzufinden: Ruhe und Romantik, schroffe Natur, aber auch kleine Strecken mit Restaurants, ruhigen und solchen, in denen Live Musik gespielt wird. In einem solchen landeten wir gestern. Das ganze Ambiente hielt mich fest, so dass ich den Sonnenuntergang am Meer, den ich unbedingt genießen wollte, vergaß und verpasste, nur etwas von Weitem sah, aber heute. ………..

Liebe Grüße und Pausen beim Arbeiten nicht vergessen :-)……..bis zum nächsten Mal!

Es gibt für alles ein erstes Mal …

Freut Euch über Emmi’s ersten Gastbeitag!

Didldumdai…………weg aus Mumbai…….

Hallo Ihr Lieben alle:-),
heute Nacht, der Bus soll 18 Uhr – bei euch 13:30 Uhr – losfahren, machen wir uns auf den Weg nach Goa und ich freue mich darauf.

Juhu! – das war unser gestriges Ausflugsziel (Juhu ist ein Stadtteil von Mumbai), konkret Juhu beach, an dem wir den Sonnenuntergang sehen wollten, doch stattdessen „nur“ einen schönen Himmel sahen, doch das ist auch etwas.

Für mich war es ein kurzes Luft holen von Mumbai. Ich empfinde es wie Meike Winnemuth: Mumbai ist ein Moloch. Es ist schön und häßlich, immer laut. Die Armut und unterschiedlichsten Gerüche, manchmal auch Gestank, springen aus vielen Ecken.

Schnell hatte ich bettelnde Kinder vor mir, neben und hinter mir, auch an der Tasche hängen. Was meine Gefühle dazu angeht, stellte ich erstaunt und schnell fest, dass das Mitleid, wenn mich die süßen Kleinen mit ihren großen, braunen Kulleraugen anschauen und mir vermeintliche Wunden zeigen, gar nicht so groß ist. Stattdessen machte sich eher die Wut in mir breit, denn den Kleinen wird es ja anerzogen, von den Eltern, denen es wahrscheinlich ebenso erging. Wie durchbricht man solche Muster? Darüber werde ich wohl länger sinnieren.

Das Essen hat mir bis jetzt super lecker geschmeckt und noch hat mich Montezuma’s Rache nicht ereilt. Hoffentlich bleibt das so :-).

Auf den Straßen sieht man Stände mit allen Waren, die man sich vorstellen kann, auch ‚mal Ziegen und Kühe dazwischen. Alles spielt sich auf den Bürgersteigen ab, sogar „KFZ – Werkstätten“ (nicht mit uns vergleichbar) reparieren dort Fahrzeuge. Weil sich alles dort abspielt und die Straßenverhältnisse auch nicht mit unseren zu vergleichen sind, ist es eine Herausforderung, die Bürgersteige zu begehen, ist man unten und passt nicht auf, kann man auch schnell ein Tuk Tuk im Hintern haben (was für eine schnelle Marathonläuferin ich so wohl wäre? :-)).

Gleich probieren wir das nochmal aus.

Liebe Grüße bis zu den nächsten Zeilen!